Kuhreiher

Der Kuhreiher (Bubulcus ibis) gehört zur Familie der Reiher aus der Ordnung der Schreitvögel (Ciconiiformes). Er ist weltweit verbreitet und fehlt nur auf der Antarktika, sein Verbreitungsgebiet hat sich insbesondere im Verlauf des 20. Jahrhunderts stark ausgedehnt. Es werden zwei Unterarten unterschieden.

Der Kuhreiher erreicht eine Körperlänge von 46 bis 56 Zentimeter und wiegt zwischen 300 und 400 Gramm. Die Flügelspannweite beträgt 88 bis 96 Zentimeter.

Auf den ersten Blick erinnert der Kuhreiher an den Rallenreiher, der jedoch etwas dunkler und größer ist. Ausgewachsene Tiere besitzen ein hauptsächlich weißes Gefieder, einen gelben Schnabel und gelbe Beine. Außerhalb der Fortpflanzungszeit ist die Augenumgebung grünlich bis gelb. Im Prachtkleid zur Brutzeit trägt der Kuhreiher Federbüschel auf dem Kopf und rotbräunlich gefärbte Federn auf Rücken, Brust und Kopf. Die Augenumgebung ist dann blau, während der Hochbalz ist außerdem der Schnabel und die Zügel rötlich.

Ursprünglich war der Kuhreiher nur in der alten Welt beheimatet. Die Nominatform Bubulcus ibis ibis kam in Südeuropa, Nordwestafrika, der Region südlich der Sahara, auf Madagaskar und anderen Inseln des Indischen Ozeans sowie im Süden der Türkei und im Südwesten Asiens sowie in Südrussland vor. Die Unterart Bubulcus ibis coromandus ist von Vorderindien über Südchina bis nach Südjapan, Korea und den Sundainseln verbreitet.

Der Kuhreiher hat sich im Verlauf des 20. Jahrhunderts stark ausgebreitet. Er hat dabei stark von der Umwandlung von Waldgebiete in Weideland profitiert. Die Bestandszahlen sind vor allem in Regionen mit hohen jährliche Niederschlagsmengen gestiegen. Der Bestandsanstieg wurde vor allem dann begünstigt, wenn die Region zuvor einen niedrige Dichte an Megaherbivoren aufwies und mittlerweile intensiv als Weideland genutzt wird. Die Arealausweitung in afrikanische und australische Regionen mit niedrigeren Niederschlagsmengen wurde durch die Anlage künstlicher Gewässer und Bewässerungsanlagen unterstützt. Farmer schätzen gewöhnlich die Ansiedlung von Kuhreihern, da sie Weideschädlinge fressen. Eine hohe Dichte an Kuhreihern trägt dazu bei, die Zahl der Schildzecken zu reduzieren, die an Rindern saugen.

Der europäische Verbreitungsschwerpunkt ist die Iberische Halbinsel. In Mitteleuropa kommt er in geringer Zahl als Brut- und Jahresvogel in Belgien und den Niederlanden vor. In Belgien brütet er seit 1998, im Jahr 2000 gab es schon 9 Nester dieser Art. In den Niederlanden brütet er gleichfalls seit 1998. In den übrigen mitteleuropäischen Ländern ist er regelmäßig zu beobachten. Dies ist zum Teil auch darauf zurückzuführen, dass der Bestand in Südwest-Europa zugenommen hat und es dadurch in Mitteleuropa verstärkt einen Einflug gibt. Daneben gibt es eine Reihe von Gefangenschaftsflüchtlingen. In einigen mitteleuropäischen Zoos, wie etwa dem Zoo Hannover und dem Nürnberger Zoo werden Kuhreiher in Freiflughaltung gehalten.

Der Kuhreiher ist ein Kurzstreckenzieher beziehungsweise Teilzieher. Die Brutvögel Spaniens wandern ungerichtet ab, wobei hierbei nicht deutlich zwischen nachbrutzeitlichen Streuungswandungern und einem Wegzug zu trennen ist. Bei den Nordafrikanischen Kuhreiher erfolgen zum Teil sehr weite Flüge zu Nahrungsgründen, es ist aber kein Zug zu beobachten. Auch die Brutvögel in Südfrankreich sind dort Überwinterer. Einzelne Wanderungen europäischer Brutvögel bis nach Südafrika sind nachgewiesen, jedoch handelt es sich hier ebenfalls mehr um Zerstreuungswanderungen als um einen gerichteten Zug.

Im Gegensatz zu anderen paläarktischen Reihern ist der Kuhreiher nicht sehr stark an Wasser gebunden. Er fängt auch gerne Insekten in trockeneren Gebieten wie Felder und Weiden. Oft bewegt er sich zwischen Viehherden, auch setzt er sich gerne weidenden Tieren auf den Rücken. Daneben kommt er auch in sumpfigen Gebieten sowie auf Überschwemmungsflächen vor. Er schließt sich sehr häufig pflanzenfressenden Großsäugern an oder folgt auch pflügenden Bauern.

Kuhreiher sind tagaktive Vögel und sind außerdem sehr sozial. Sie sind regelmäßig in kleinen Trupps auf Nahrungssuche wobei die Gruppenjagd die Effizienz der Nahrungssuche erhöht. Lediglich individuelle Kleinstterritorien werden verteidigt. Kuhreiher nisten in Kolonien und sind dabei häufig mit anderen Reiherarten vergesellschaftet.

Zum Nahrungsspektrum des Kuhreihers gehören Heuschrecken, Spinnen, Zecken, Frösche, Reptilien und kleinere Säugetiere. In Australien frisst der Kuhreiher auch Aga-Kröten. Im Winterhalbjahr spielen Regenwürmer eine größere Rolle im Nahrungsspektrum. Während der Nahrungssuche folgen Kuhreiher weidendem Vieh wie Schafen, Ziegen, Pferden und Kühen. Regelmäßig lesen sie auch Ektoparasiten von weidendem Vieh ab.

Ihre Geschlechtsreife erreichen Kuhreiher im 2. Lebensjahr. Sie führen eine monogame Saisonehe, wobei Bigynie jedoch beobachtet werden kann. Die Nester werden auf Bäumen oder in Büscher sowie im Röhricht errichtet. Gewöhnlich trägt das Männchen das Nistmaterial ein, das das Weibchen in durchschnittlich sechs bis sieben Tagen zu einem Nest verbaut. Der Legebeginn ist im April. Die Gelege umfassen in der Regel vier bis fünf Eier, wobei ein Legeabstand von ein bis zwei Tagen besteht. Die Eier werden von beiden Elternvögel 22 bis 26 Tage lang bebrütet. Die Jungvögel schlüpfen asynchron und werden erst ab dem 10 tag von den Elternvögeln auch allein gelassen. Mit etwa 20 Tagen verlassen sie das Nest. Sie sind jedoch erst mit 25 bis 35 Tagen flügge.